Gewölbe, Statik
21.05.2021

Als Gewölbe werden speziell gekrümmte Ausführungen von Decken als oberer Abschluss über Räumen bezeichnet. Wie jede andere Decke ist auch die Gewölbedecke funktionell betrachtet aus zumindest zwei, üblicherweise 3 übereinanderliegenden, teilweise in sich wieder mehrlagigen Schichten aufgebaut. Die obere Schicht ist der Fußbodenaufbau, die tragende Schicht bzw. Konstruktion ist die gewölbte Rohdecke und die mögliche unterste Schicht ist eine Unterschicht aus Verputz und Verschalung.

Erst im 20. Jahrhundert vollzog sich die beinahe vollständige Ablöse der gewölbten Massivdecken durch verschiedene Formen von Stahlbeton- oder Ziegstrahlbetondecken, da diese weniger herstellungsaufwendig sind, höhere Festigkeiten, geringere Bauteilsabmessungen bzw. Bauhöhen und schnellere Bauabläufe bieten können. Nichtsdestotrotz ist eine geringfügige Bedeutung von Gewölben als Baukonstruktionen bei beispielsweise Erdkellern erhalten geblieben. Sanierungen von gewölbten Bausubstanzen sowie ästhetische Gründe machen Gewölbe weiterhin auch für die Häuselbauer interessant.

Gewölbe werden auf den Druck beansprucht und nehmen senkrechte Lasten auf und leiten die Kräfte etwa in Richtung der Wölbung zu den Widerlagen weiter. Auf die Widerlagen werden horizontale und vertikale Kräfte übertragen, während zu den Widerlagen die Druckbeanspruchung wächst. Die Gewölbedicke wurde daher am Scheitel oft geringer als in der Nähe des Widerlagers ausgeführt, was bei dünnen Gewölben eine Gefahr des Ausknickens zur Folge hatte. Um die Stabilität der Gewölbe zu erhöhen, wurden die Zwickel mit Mauerwerk, Stückelung oder mit Beton gefüllt.

Bei normalen Wölbungen des Hochbaues gilt das graphische Schützliniensystem, welche gleichmäßig und ruhend belastet werden. Das Gewölbe gilt als standfest, wenn sich eine Drucklinie zeichnen lässt, die im mittleren Drittel des Querschnitts verläuft bzw. bei der keine Zugspannungen auftreten. Damit die Gewölbe sich nicht verformen, werden die Gewölberücken durch senkrechte Lasten in Nähe der Auflager beschwert und der Teil unterhalb der Bruchfuge nicht gewölbt, sondern ausgekragt. Dadurch wird die Gewölbespannweite sowie die Druckspannung im Gewölbe verringert und zusätzlich kann die Widerlagsmauer zuerst hochgeführt und das Gewölbe erst nachträglich eingezogen werden, wenn das Gebäude überdacht und die Widerlagskörper voll belastet sind.

Für alle Konstruktionsarten gilt, dass der Horizontalschub größer wird, je weiter das Gewölbe gespannt, je flacher es profiliert und je schwerer es belastet ist. Eine Ableitung des Horizontalschubs durch die Widerlagsmauer ist das eigentliche statische Problem des Gewölbebaus.

Wenn Sie Gewölbe für Ihr Bauobjekt planen bzw. wünschen, müssen Sie unbedingt mit einem Architekten bzw. Statiker über die korrekte Umsetzung sprechen. Informationen zu verschiedenen Kosten und Preisen für unterschiedliche Bauvorhaben bietet unser Baukostenrechner.

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